Three Nights in Bangkok

Bangkok. Bei dieser Mega-Stadt hatte ich ein mulmiges Gefühl. Die gleichen Vorbehalte wie bei der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Größe, Klima, Gefahren, grenzenlose Überforderung. Und wieder bin ich eines Besseren belehrt worden. Obwohl - die Hitze verbunden mit der hohen Luftfeuchtigkeit ist im wahrsten Sinne des Wortes „schweißtreibend“. Draußen fühlt man sich wie nach einem Saunaaufguss. Abkühlung bietet nicht das kalte Tauchbecken, sondern irgendeinen Raum mit einer der wichtigsten Erfindung der Menschheitsgeschichte: die Klimaanlage. Nur: Draußen können es gerne mal 20 Grad Unterschied zu Drinnen sein. Aber man gewöhnt sich an alles. Wer sich nicht schnell anpassen kann, sollte keine Fernreisen unternehmen. 

Die Stadt ist schon sehr beeindruckend, das muss ich sagen. Für kleine Geister aus dem beschaulichen Böchingen noch ein Tick mehr. Schon der Blick aus unserem Hotelzimmer raubte einem den Atem. Irre, was der Mensch erbauen kann, und wie divers er vor sich hin existiert. Armut und Reichtum innerhalb von 100 Quadratmetern. Wir hier im puren Luxus in einem Hightech-Wolkenkratzer, dort draußen vor unseren Füßen in einem Verschlag ohne wohlbringende Kühlung. 

Urlaub beinhaltet für uns das Sammeln von besonderen Erfahrungen und Momenten. Abwechslung, nicht Gleichförmigkeit. Bewegung, nicht Stillstand. Eigentlich ist ein Urlaubstag ein alltäglicher Sonntag. Erst raus, sich körperlich betätigen, dann Entpannung bei einer gemütlichen Einkehr. Am besten mit so wenig Menschen und Verkehr wie möglich. Tja, Verkehr und Menschen müssen wir in Bangkok wohl oder übel akzeptieren. 
Was für Gewusel und Gehupe. Es gibt doch diese Zeichenspiele, bei dem man den direkten Weg zum Ziel mit einem Stift suchen muss. In Bangkok kann man dieses Spiel niemals gewinnen. Autos, Tuk-Tuks, Roller sind dauerhaft in einem imaginären Zick-Zack-Kurs unterwegs. Aber wie durch eine göttliche Hand geführt, bleibt die Katastrophe aus. Angst ist bei der Entscheidung von A nach B zu kommen auf keinen Fall ein guter Ratgeber. Aber wie schon in Ecuador funktioniert alles auch hier wunderbar. Das Handy oder ein Wink am Straßenrand macht es möglich. Tuk-Tuks sind sehr touristisch. 2 Fahrten erinnerten an Kaffeefahrten, einen Halt in einer Boutique und in einem Juweliergeschäft inbegriffen. Die Devise: nicht ärgern, schauen, anprobieren, bestimmend, aber lächelnd verneinen. Na ja, eine kleine Kleinigkeit hat man dann doch evtl. im Einkaufskorb liegen gehabt. Klamotten sind einfach zu toll und zu günstig. 

Menschen. Ja, sicherlich viele, sehr viele, 11 000 000. Aber auch unfassbar freundlich. Die Einheimischen zumindest. Manchmal ist man schon peinlich berührt, wenn einem so viel Zuvorkommenheit und Lächeln entgegengebracht werden. Selbst das Reisegepäck zu tragen, quasi nicht machbar. 
Ein Kind, vielleicht 10, suchte die Ruhe vom Markttrubel in einer Lagerhalle. Natürlich mit ihrem Handy. Dort befand sich auch eine öffentliche Toilette. Wechselgeld fehlte uns. Sie sprang auf, rannte zum Verkaufsstand der Familie und regelte das Wechseln für uns, als hätte sie nur darauf gewartet, uns aus der Patsche zu helfen. 
50 Prozent der Freundlichkeit und der Demut der Thailänder, was wären wir für ein unschlagbares Land. 
Was sehen wir dagegen: westliche Touristen, die mit Hackfressen rumlaufen, sich zoffen und unzufrieden durch den Jahresurlaub latschen. Reichtum macht nicht zwingend glücklicher, das haben wir schon in Ecuador so erfahren.  

Der Thailänder putzt ständig! Die Menge an Glas und Fliesen müssen schließlich sauber gehalten werden. 
Vor allem der Skywalk auf dem Kingtower - was für ein Nervenkitzel! Sagenhaftes Erlebnis, 314 Meter über der Stadt schlurfend und das Gefühl zu haben, gleich in den Abgrund zu stürzen. Gut, dass wir so früh unterwegs waren. Ganz alleine auf dem Walk macht es mehr Spaß! 

Das Essen: fantastisch! Man darf es nur nicht unbeaufsichtigt auf dem Hoteltisch draußen im Garten stehen lassen. Die kleinen Piepmatze sind gewieft und holen sich den absoluten Eiweißkick von den gebrutzelten Spiegeleiern, so gesehen bei einem Chinesen, der sich noch einen weiteren Frühstücksteller mit Hühnersuppe holte. Tja, die Frühstückskultur in Thailand / Asien ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Morgens ist man quasi schon zu Abend. Aber hier im Hotel gibt es auch reichlich für einen zarten deutschen Kindermagen. 

Apropos. Auf den Märkten. Ein Besuch erinnert an die Sendung Dschungelcamp. Es liegen dort Dinge, die sehen so dermaßen undefinierbar aus, scheinen aber tatsächlich zum Verzehr vorgesehen. Bei uns würde wahrscheinlich kein Stand die Prüfung des WKD bestehen. Auch wenn Fleisch und Fisch auf Eis liegen und sehr frisch sind, da sie immer noch hüpfen, kreischen und schwimmen. Die armen Gänse und Schildkröten! Nix für Tierfreunde. Wer sich hier wundert und ekelt, sollte in kein Schnitzel mehr genüsslich beißen! 
Aber der Veganer findet dann doch ein kleines Paradies: das Obst! Vielfältig, sehr bunt, köstlich. Sticky Mango Rice - ein Muss! 

Wir sind nicht die Garküchen-Probierer! Zu viel Respekt. Man will so wenig riskieren wie möglich. Die große Durchfallnummer hatten wir in Ecuador schon. Das hing aber auch mit der dortigen Höhenluft zusammen. Trotzdem, es sind uns gemütliche Thai-Lokalitäten einfach sympathischer. Kulinarisch kann man sich absolut austoben hier. Spicy or not spicy? Tasten wir uns erst mal langsam ran. Siehe oben: Kindermagen und so. 

Technik. Viel. Und sie funktioniert. Vom beeindruckend schnellen Aufzug mit Vision-Show in den 86. Stock bis zum ständig verfügbaren schnellen Internet. Unbegrenzt und günstig. Hörbücher im Taxi runterladen, kein Problem, dank eSim. Die Pools auf dem Dach der Hochhäuser sind surreal, aber natürlich auch ein Erlebnis hier eine Runde über der Skyline der Weltmetropole zu drehen! Und das in einem Erdbebengebiet, ein Rätsel! 

Sex. Ein Geschäft. Immer noch, so wie man es von Thailand im Kopf hat. „You want a sex show?“ Schaut man vom Nachtmarkt in die Tanzschuppen, schlängeln sich unmotivierte junge magere Thaimädels den Stahlstangen entlang. Am Flughafen und im Hotel sieht man unattraktive alte Männer, die junge Thais (12-14) im Schlepptau haben und sie nicht als Vater in den Arm nehmen, sondern eher als Sugardaddy! Einer dieser alten geilen Säcke hat einen rot-lippigen Thaiboy aufs Zimmer bestellt! Ein anderer Fleischmarkt - der noch viel ekliger ist. 
Wenn man aber nicht genau hinschaut, dann kommt man mit solchen Auswüchsen nicht unbedingt viel in Berührung. Wenn man noch bedenkt, dass diese alten Männer nicht viel Geld in die Hand nehmen müssen, um ihre Fantasien an Abhängigen ausleben zu dürfen, dann wird man im Stillen noch wütender. 

Ich möchte diesen Beitrag über Bangkok jetzt nicht so desillusioniert enden lassen. Das hat diese verrückte spannende Stadt nicht verdient.

Trotz der unfassbaren Gegensätze und des zahlreichen Unvorstellbaren, lässt sie es immer zu, sich auf das Wesentliche zu besinnen: sich selbst! Die Tempel und die Gärten - und die Menschen, die immer eine gewisse Gelassenheit und Freude ausstrahlen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck!