Tag 112, Dienstag, 06.09. - letzter guter Tag vor der Chemo

 

Meine Blutwerte sind richtig gut.

Hb 9,4

CRP 8,6

Leukos 3300

Thrommbos 244

 

Also, alles (fast) bestens.

 

Anni-Blondi von der Berufsschule abgeholt. Auch mal wieder nett, ein Schulgebäude von innen zu sehen. Kritisch muss ich leider sagen, dass das Gebäude nicht unbedingt einladend gestaltet wurde und die Aushänge sehr lieblos im Foyer angebracht wurden. Da sieht man mal wieder, wie toll die eigene Schule hier arbeitet. Der schrullige Paps stand natürlich wieder am falschen Eingang und Blondi-Anni schon am Auto. Blondi-Anni war jetzt nicht nur blond, sondern trug auch noch eine Brille, was der schrullige Paps bis dato noch gar nicht mitbekommen hat. Seit zwei Jahren ist Blondi-Anni auch noch Brillen-Anni und hat das so gut verborgen, dass ich ziemlich dämlich aus der Wäsche guckte. Aber ehrlich. Schick so eine Brille. „Distinguiert“ (Ach Alex, du weißt doch, dass ich nur eine Friseurin bin!). Auch eine Friseurin kann vornehm sein.

Und vor allem schlau, was folgende Episode zum Ausdruck bringt.

Fluchend steigt Miss Distinguiert ein. „Ich hasse diese neuen Lehrer. Die wollen alles richtig machen. Einführungsphase, Kreativphase, Bearbeitungsphase, Auswertungsphase. Plakat hier, Plakat da. Ich hasse Plakate. Da lernt man doch nix. Entweder steht da zu viel drauf oder zu wenig oder lauter beklopptes Zeug. Aufm Gymnasium sagen die Schüler: Dürfen wir das Plakat nach Hause mitnehmen, wir wollen noch recherchieren? Auf der Realschule sagen die Schüler: Schreib halt was drauf, is doch egal. Auf der Berufsschule sagen die Schüler: Hey, wie schreibt man Herbscht, mit ä oder e?

 

Hihihi...schlau, wirklich schlau.

 

Friseurinnen haben Hunger und brauchen Möbel. Deswegen Barock und Pfiffikus. Barock war erfolgreich, Pfiffikus nicht so. Keinen geeigneten Schrank gefunden.

 

 

 

Welch eine Überraschung? Herr Z. aus Freiburg schlägt bei mir auf. Die letzen Tage sind wirklich Alt-Kumpels-Tage. Kumpel Karschden entstammt aus den Freiburger Kolping-Kolleg-Zeiten. Er hat Blondi-Anni auf dem Arm gehalten, da hat sie noch in die Windeln gekackt und ich habe mit Sohnemann Josh Fußball gekickt, da hat er noch kein Tor getroffen. Karschden, gelernter Physiotherapeut, hat auch im Kolleg sein Abi nachgeholt und ist nach 5 Kindern und fast doppelt so vielen Jahren endlich endlich Lehrer geworden. Letztes Jahr durfte er sogar 15 „Notfälle“ zu einem Hauptschul-Abschluss führen. Leider fehlt zum absoluten Glück noch eine Planstelle. Aber auch die wird irgendwann ins Haus flattern.

Einen wunderschönen Abend verlebten wir auf der Burg Landeck. Bei Speis und Trank und wunderbarem Blick über die Südpfalz hatten wir uns viel zu erzählen. Jeder hatte viele Fragen. Ich glaube, nur die wenigsten konnten beantwortet werden. Aber dann hat man auch noch Stoff für das nächste Treffen. Zuhause gab’s noch eine Runde Wii-Bowling. Schnuribold musste leider die Segel streichen. So ein Landeck-Gang ist dann doch ein wenig ermüdend. Von der Master-Schlemench-Couch war ich klatschender Zuschauer, wenn von dem einen oder anderen ein Strike geworfen wurde. Und es wurden viele Strikes geschmissen.